Никотин в жизни и становлении человека (2)
Dörnach, den 29. Sept. 1916
Sehr geehrtes Fräulein Wernicke,
Fräulein Waller zeigte mir einen Brief, den sie von Ihnen erhalten hat und in welchem Sie sie bitten, sich für Frl. Sprengel zu verwenden, um das Geld einzutreiben, das ihr einige Mitglieder noch schulden sollen. Da Sie selbst annehmen, daß sich nicht viele für die Situation interessieren werden, in die sich Frl. Sprengel selbst durch ihre maßlosen Verirrungen gestürzt hat, und Frl. Waller auch erklärt, daß sie nichts damit zu tun haben will, wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als daß ich aus allgemein menschlichem Mitgefühl für die geschilderte Notlage die Deckung jener Schuld übernehme. Freilich müßte ich Sie dabei bitten, meinen Namen gar nicht zu erwähnen, denn 1. würde dies Frl. Sprengel selbst nicht angenehm sein, 2. möchte ich nicht in den Geruch kommen, Frl. Sprengel irgendwie entgegenkommen zu wollen.
Ich erlaube mir also auf Grundlage des Briefes von Frau von Strauß die von ihr angeführten Schuldposten zu begleichen und bitte Sie, bei Überweisung des Geldes Frl. Sprengel zu informieren, daß es die Deckung jener Schuld bedeute, daß Sie aber nicht in der Lage wären, Namen zu nennen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Marie Steiner
Damit war der Fall vom Sommer 1915 vorläufig erledigt.
Goesch blieb, obwohl die Verbindung mit Alice Sprengel bald darauf beendet wurde, ein unfairer Gegner. Er verbreitete, wo er konnte, gehässige Unwahrheiten. Im Jahre 1923 trat er in Berlin als «nichtanthroposophischer Kenner der Anthroposophie» öffentlich wieder gegen Rudolf Steiner auf. Dieser Zusammenhang wird in dem Band zur Gesellschaftsgeschichte, der das Jahr 1923 betrifft, behandelt werden.
HINWEISE
Z« dieser Ausgabe
Textunterlagen: Bei den Vorträgen haben mehrere Teilnehmer mitgeschrieben. Offiziell mitstenographiert wurde von Franz Seiler (Berlin), inoffiziell von Helene Finckh (Dörnach). Ferner liegen vor stenographische Kurznotizen von Bertha Reebstein-Lehmann und von Johanna Arnold, langschriftliche Kurznotizen von Louise Boese, sowie von 3 Vorträgen Notizen von Elisabeth Vreede.
Für die vorliegende Ausgabe wurden sämtliche Vorlagen berücksichtigt und ein Textvergleich mit den noch vorhandenen Originalstenogrammen vorgenommen. Aus den Seilerschen Klartextübertragungen ist ersichtlich, daß Rudolf Steiner selber sie einmal durchgesehen und einige Korrekturen vorgenommen hat, die selbstredend berücksichtigt wurden. Vermutlich hatte er die Absicht, die Vorträge zur Orientierung der Mitglieder zu drucken. Die Redaktion hätte ihm aber offensichtlich zu viel Zeit genommen, da die Texte immer wieder mehr oder weniger größere Mängel aufweisen. Diese Mängel machten auch für den Druck manchmal eine stärkere Textbearbeitung notwendig, die jedoch nicht den Gedankengang von Rudolf Steiners Ausführungen berühren.
Z« den Zeichnungen: Die Zeichnungen entsprechen den Wiedergaben durch die Mitschreiber. Die Seilersche Klartextübertragung des Vortrages vom 14. September 1915 enthält zwei originale Zeichnungen Rudolf Steiners, die faksimiliert aufgenommen wurden.
Abdrucke in Zeitschriften:
Die beiden Vorträge Dörnach, 10. und 11. September 1915, erschienen in «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht - Nachrichten für deren Mitglieder», 16. Jg. (1939), Nr. 2-7
Der Titel des Bandes und die Titel der Vorträge gehen auf die Herausgeber zurück.
Texthinweise zum I. Teil
Werke Rudolf Steiners innerhalb der Gesamtausgabe (GA) werden in den Hinweisen mit der Bibliographie-Nummer angegeben. Siehe auch die Übersicht am Schluß des Bandes.
zu Seite
17 unsere Zyklen: In der ersten Mitgliederversammlung nach dem Ersten Weltkrieg, in Stuttgart am 4. September 1921, charakterisierte Rudolf Steiner die «Zyklenfrage» wie folgt: «Eigentlich hat sich jedes einzelne Mitglied verpflichtet, für die Zyklen so zu sorgen, daß sie innerhalb der Gesellschaft bleiben. Mir selbst war weniger wichtig, daß diese Zyklen draußen nicht gelesen werden, sondern mir war wichtig, daß die Form, in der diese Zyklen gedruckt werden mußten, weil ich aus Mangel an Zeit den Satz nicht korrigieren konnte, unter denjenigen bleibe, die die Verhältnisse kennen.» (Mitteilun
gen des Zentralvorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft, Stuttgart, November 1921, Nr. 1, S. 27). Und in «Mein Lebensgang»: «Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn mündlich gesprochenes Wort mündlich gesprochenes Wort geblieben wäre. Aber die Mitglieder wollten den Privatdruck der Kurse. Und so kam er zustande. Hätte ich Zeit gehabt, die Dinge zu korrigieren, so hätte vom Anfang an die Einschränkung <Nur für Mitglieder) nicht zu bestehen gebraucht.» (Кар. XXXV). Da die Mitglieder sich aber nicht an diese Verpflichtung gehalten hatten und die Gegner in ihren Schriften oft besser über die Zyklen informiert waren als die Mitglieder selber, mußte sich Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung 1923 zur Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft dazu entschließen, jede Beschränkung aufzuheben und die gedruckten Vortragszyklen für durchwegs öffentlich zu erklären.
18 schon einmal in den letzten Wochen auseinander gesetzt: Siehe die Ausführungen vom 21. und 22. August 1915 im Anhang dieses Bandes.
19 in einer Betrachtung, die ich Ihnen in den letzten Wochen geliefert habe: Am 22. August 1915 im Anhang dieses Bandes.
22 in München einen öffentlichen Vortrag: «Der Ursprung des Bösen und des Übels im Lichte der Geisteswissenschaft», München, 29. März 1914. Von diesem Vortrag liegen nur mangelhafte Notizen vor.
27 da ich den Mann sehr gut kannte: Gustav Gräser (1879-1958), bekannt geworden als Naturapostel der zwanziger Jahre. Siehe Ulrich Linse, «Barfüssige Propheten. Erlöser der zwanziger Jahre», Berlin 1983. Rudolf Steiner erwähnte Gräser in seinem Brief an Marie von Sivers vom 9. Januar 1906 (in «Rudolf Steiner/Marie Steiner-von Sivers, Briefwechsel und Dokumente 1901-1925», GA 262), wonach Gräser einen Vortrag Rudolf Steiners gehört und sich an der anschließenden Diskussion beteiligt hatte.
33 in einer griechischen Philosophenschule...Definition für den Menschen: Siehe Diogenes Laertius, «Leben und Meinungen berühmter Philosophen», VI, 40 (über Diogenes von Sinope), wörtlich: «Als Platon die Definition aufstellte, der Mensch ist ein federloses zweifüßiges Tier, und damit Beifall fand, rupfte er (Diogenes) einem Hahn die Federn aus und brachte ihn in dessen Schule mit den Worten: <Das ist Platons Mensch».»
materialistische Definition des Lebendigen, die ein berühmter Zoologe gegeben hat: August Weismann (1834-1914), Professor für Zoologie. Studien zur Deszendenztheorie (1875/6), Vorträge zur Deszendenztheorie (1881). Vgl. Rudolf Steiners Vortrag Berlin 18. April 1916 in «Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste», GA 167.
36 Wir haben drei Punkte gewissermaßen als Statutenpunkte: Gemeint sind die drei Punkte in «Entwurf der Grundsätze einer Anthroposophischen Gesellschaft» (1913):
- Es können in der Gesellschaft alle diejenigen Menschen brüderlich Zusammenwirken, welche als Grundlage eines liebevollen Zusammenwirkens ein gemeinsames Geistiges in allen Menschenseelen betrachten, wie auch diese verschieden sein mögen in bezug auf Glauben, Nation, Stand, Geschlecht usw.
- Es soll die Erforschung des in allem Sinnlichen verborgenen Übersinnlichen gefördert und der Verbreitung echter Geisteswissenschaft gedient werden.
- Es soll die Erkenntnis des Wahrheitskernes in den verschiedenen Weltanschauungen der Völker und Zeiten gepflegt werden.
38 Als ein hiesiger Pfarrer einen Artikel gegen unsere Gesellschaft schrieb: «Was wollen die Theosophen?» Referat gehalten am Familienabend der reformierten Kirchengenossen in Arlesheim, 14. Februar 1914 von E. Riggenbach, Pfarrer, in «Beilage zum Tagblatt für das Birseck, Birsig- und Leimental» (Arlesheim, Februar 1914)
da hatte ich eine Entgegnung geschrieben: «Was soll die Geisteswissenschaft? Eine Erwiderung auf <Was wollen die Theosophen?>» in: «Tagblatt für das Birseck, Birsig- und Leimental», Arlesheim 43. Jg., Nr. 50, 28. Februar 1914. Jetzt in «Philosophie und Anthroposophie. Gesammelte Aufsätze 1904-1923», GA 35.
40 wie es einmal jemand bezeichnet hat... «Gesicht bis ans Bauch»: Überliefert ist, daß sich so
die Italienerin Elika del Drago Principessa d’Antuni zu Rudolf Steiner geäußert hat, auf deren Einladung Rudolf Steiner in den Jahren 1909 und 1910 im Palazzo Del Drago in Rom Vorträge gehalten hat. Er hat diesen Ausspruch manchmal verwendet.
Kirche... kopemikanische Lehre: Kopernikus’ Werk «De revolutionibus orbium coele- stium libri VI» (1543) wurde aus Anlaß der Galilei-Wirren am 5. März 1616 unter Papst Paul V. von der mit dem Bücherverbot beauftragen Inquisition auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Am 10. Mai 1757 faßte die Indexkongregation den Beschluß, das Dekret, welches die Bücher über den Stillstand der Sonne und die Bewegung der Erde verbot, in der Neuausgabe des Index wegzulassen, und Kopernikus’ Werk wurde darin nicht mehr erwähnt. Aber erst am 11. und 25. September 1822 erlaubten das heilige Offizium und Papst Pius VII. den Druck und die Herausgabe solcher Werke.
47 Wir haben einmal vor vielen Jahren den Dr. Hugo Vollrath ausgeschlossen: Theosophischer Buchhändler und Verleger (Theosophisches Verlagshaus) in Leipzig. Da er außer der von Rudolf Steiner geleiteten Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft auch der sog. Leipziger Gesellschaft angehörte und deren ganz anders ausgerichtete Intentionen in die deutsche Sektion hineinbringen wollte, wurde die Zusammenarbeit sehr schwierig. Hauptsächlich auf Drängen des Leipziger Zweiges der Deutschen Sektion wurde er laut Beschluß auf deren VII. Generalversammlung im Oktober 1908 aus der Deutschen Sektion ausgeschlossen.
49 Emanuel Swedenborg Stockholm 1688-1722 London, Naturforscher, Mediziner und Mystiker.
Swedenborgs...rein wissenschaftliches Werk: Die Swedenborg-Ausgabe «Autographa», herausgegeben von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, 18 Bände, Stockholm 1901-1916.
50 Nun erzählt Swedenborg: Vermutlich bezieht sich Rudolf Steiner hier auf die Schrift Swedenborgs «Die Erdkörper im Weltall» (Abschnitt «Der Planet Mars»), In Rudolf Steiners Bibliothek befindet sich das Werk «Emanuel Swedenborgs Leben & Lehre. Eine Sammlung authentischer Urkunden über Swedenborgs Persönlichkeit, und ein Inbegriff seiner Theologie in wörtlichen Auszügen aus seinen Schriften», Frankfurt am Main 1880 (ohne Namensnennung des Herausgebers).
51 habe ich Ihnen in den letzten Vorträgen erzählt: Siehe «Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung», GA 163.
56 letzten Kapitel meiner «Theosophie»: «Der Pfad der Erkenntnis», GA 9.
57 was über die Initiation von mir geschrieben ist: Außer in den Schriften «Theosophie», «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», «Die Geheimwissenschaft im Umriß» in vielen Vorträgen.
58 Zyklus in München: «Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte. Das Sechstagewerk im 1. Buch Moses», Elf Vorträge in München vom 16.-26. August 1910, GA 122.
59 Schon von Homer wird gesagt, daß er den Ausspruch tat, jedes Ding habe zweierlei Namen: den einen in der Sprache der Götter, den andern in der Sprache der gewöhnlichen Menschen: Evtl, ist gemeint die Stelle in der «Odyssee» (8. Gesang). In der Übersetzung von Johann Heinrich Voß lautet sie:
«Zürnend schaute auf ihn und sprach der weise Odysseus:
Fremdling, du redest nicht fein; du scheinst mir ein trotziger Jüngling.
Wisse, Gott verleiht nicht alle vereinigte Anmut
Allen sterblichen Menschen, Gestalt und Weisheit und Rede,
Denn wie mancher erscheint in unansehnlicher Bildung, Aber es krönet Gott die Worte mit Schönheit, und alle Schaun mit Entzücken auf ihn; er redet sicher und treffend, Mit anmutiger Scheu; ihn ehrt die ganze Versammlung;
Und durchgeht er die Stadt, wie ein Himmlischer wird er betrachtet.
Mancher andere scheint den Unsterblichen ähnlich an Bildung, Aber seinen Worten gebricht die krönende Anmut...».
60 ich habe sie ja neulich geschildert: Im Vortrag vom 8. August 1915, enthalten in dem Band «Kunst- und Lebensfragen im Lichte der Geisteswissenschaft», GA 162.
66 einer derjenigen medizinischen Gelehrten: Joseph Breuer, Wien 1842-1925 Wien. Rudolf Steiner lernte Breuer in der Familie Specht kennen, in der er von 1884-1890 Privatlehrer war. Siehe Rudolf Steiner, «Mein Lebensgang», GA 28 (Кар. XIII). Ferner Karl König, «Die Schicksale Sigmund Freuds und Josef Breuers», Stuttgart 1972.
Sigmund Freud, Freiberg/Mähren 1856-1939 London.
67 Breuer... Hypnose: In der Therapie Joseph Breuers wurden unter Hypnose die Symptome hysterischer Patienten bis zum Zeitpunkt ihres erstmaligen Auftretens zurückverfolgt; die Wiederherstellung dieses Zustandes war in der Regel von einer Intensivierung dieses Symptoms begleitet, das danach aber meist verschwand. In den «Studien über Hysterie», Leipzig-Wien 1895, haben Breuer und Freud diese Form der Therapie anhand von fünf Fällen beschrieben.
68 in einem Vortrage...an irgendeinem Orte: In Berlin, 4. November 1910 in «Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie», GA 115, auch in München, 18. November 1911 in «Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit», GA 130.
69 aus einem Buche...aus der Freudschen Zeitung «Imago»: «Totem und Tabu», LeipzigWien 1913, S. 27f. - In der Zeitschrift «Imago» Bd. I (1912) und Bd. II (1913) erschienen diese Beiträge unter dem Titel «Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker».
69 Laboratorium von Dr. Schmiedel: Zur Herstellung der für den Bau benötigten Pflanzenfarben gab es ein Laboratorium, das von dem Chemiker Dr. Oskar Schmiedel (18871959) geleitet wurde.
72 Ödipusproblem: Das Ödipusproblem behandelt Sigmund Freud als «Ödipuskomplex» erstmals in «Die Traumdeutung», Leipzig-Wien 1900, Кар. V, Abschnitt D.
75 Moritz Benedikt, 1835-1920, Mediziner und Kriminalanthropologe. Der angeführte Ausspruch lautet wörtlich: «Heute findet man die Zöglinge der <höheren Töchterschulen> über diese Themata der sexuellen Perversitäten aufgeklärter als wir als junge Arzte waren, und oft juckt es mich, die Prügelstrafe für jene emanzipierten» Lehrerinnen einzuführen, welche solche Aufklärung fördern.» «Aus meinem Leben. Erinnerungen und Erörterungen», Wien 1906 (П. Band, II. Florentinische Reisen; S. 162f.)
76 ungarischer Psychoanalytiker: Sandor Ferenczi, 1873-1933, ein einstmaliger Lieblingsschüler Freuds, der später in der Psychoanalyse eigene Wege ging.
77 es wird in der nächsten Zeit gerade über diesen Punkt... einmal gesprochen werden können:
Es ist nicht bekannt, daß dies geschehen ist.
78 A ufsatz... über «Die Philosophie Friedrich Nietzsches als psychopathologisches Problem»: In «Wiener Klinische Rundschau», 14. Jg., Nr. 30 und 31. Jetzt in «Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit», GA 5.
83 Freud in seinem Buch «Totem und Tabu»: Siehe Hinweis zu Seite 69.
Ein Maorihäuptling: а. а. O. S. 26.
84 «Die Patientin verlangt»: а. а. O. S. 26.
93 Denn ich habe Ihnen auseinandergesetzt: Im Vortrag Dörnach, 8. August 1915. Vgl. Hinweis zu Seite 60.
95 weiße Handschuhe: Es ist ein freimaurerischer Brauch, bei der Aufnahme dem Neophyten zwei Paar weiße Handschuhe zu überreichen. Eines für ihn selbst, das andere für die Frau, die er am meisten verehrt.
97 Wenn Sie Plutarch lesen, so werden Sie die beiden Begriffe Venus und Amor in sehr charakteristischer Weise deutlich voneinander unterschieden finden: In Plutarchs Schrift «Über Isis und Osiris» findet sich diese Unterscheidung anhand der Herkunft von Venus und Amor (er verwendet für Amor das griechische Wort «Eros») wie folgt beschrieben: 12. Es lautet aber die Fabel, mit Weglassung des ganz Unnützen und Überflüssigen, ganz kurz folgendermaßen. Rhea hatte heimlich mit Saturn Umgang; der Sonnengott aber, der dies bemerkt hatte, sprach darum über sie den Fluch, daß sie weder in einem Monate, noch in einem Jahre gebären solle. Da beschlief Mercur die Göttin, die er gleichfalls liebte, und als er darauf mit dem Mond Brett spielte, gewann er Diesem den siebenzigsten Teil eines jeden Tages ab, woraus fünf Tage entstanden, die zu den dreihundert und sechzig hinzugefügt wurden, und noch jetzt bei den Ägyptern Schalttage heißen. An diesen feiert man das Geburtsfest der Götter; am ersten soll Osiris geboren und zugleich bei seiner Geburt eine Stimme vernommen worden sein: «der Herr des Alls tritt hervor an das Licht.» Einige erzählen, Pamyles habe zu Thebe beim Wasserschöpfen eine Stimme aus dem Tempel des Jupiter vernommen, die ihm gebot, laut zu verkünden: «der große König Osiris ist geboren»; er habe darum den von Saturn ihm übergebenen Osiris aufgezogen, und deshalb werde ihm zu Ehren das den Phallusfesten ähnliche Fest der Pamylier gefeiert; am zweiten Tage soll Arueris zur Welt gekommen sein, den Einige für den Apollo, Andere für den älteren Horus ausgeben; am dritten Typhon, der aber weder zur gehörigen Zeit noch am gehörigen Orte, sondern mit einem Schlag aus der Hüfte seiner Mutter hervorgesprungen sei; am vierten war die Geburt der Isis zu Panygra, am fünften die der Nephtys, die Einige Teleute (Ende) und
Venus, Andere auch Nice (Sieg) nennen, Osiris und Arueris stammen von der Sonne ab, ■ Isis von Mercur, Typhon und Nephthys von Saturn; darum hielten auch die Könige den dritten Schalttag für einen Unglückstag und nehmen kein Geschäft vor, noch beschäftigen sie sich vor Mitternacht mit der Pflege ihres Körpers. Nephthys soll dann den Typhon geheiratet haben; Isis aber und Osiris, die einander liebten, vereinigten sich noch vor ihrer Geburt im Mutterleibe im Dunkel, Einige behaupten, auch Arueris sei auf diese Weise geboren, er werde von den Ägyptern als der ältere Horus, von den Griechen aber als Apollo bezeichnet.
- Auch Hesiodus**, indem er Chaos, Erde, Tartarus und Liebe als die allerersten Dinge setzt, hat, wie es scheint, keine verschiedenen, sondern dieselben Grundwesen angenommen; wenn wir nämlich die Namen umtauschen und statt Erde Isis, statt Liebe Osiris, statt des Tartarus Typhon setzen. Chaos scheint dann einen Raum und Ort des Weltalls zu bedeuten. Es führt uns dieser Gegenstand auch in gewisser Hinsicht auf die Platonische Mythe***, die Socrates im Gastmahle über die Entstehung der Liebe erzählt. Die Armut, sagt er, wünschte sich Kinder und schlief deshalb bei dem Reichtum (poros); sie ward von ihm schwanger und gebar den Eros (Liebe), dessen Natur gemischt und vielfach ist, in so fern er von einem guten und weisen und mit Allem zur Genüge versehenen Vater, aber von einer dürftigen und armen Mutter abstammt, die aus Mangel stets nach etwas Anderem verlangt und um etwas Anderes bittet. Der Reichtum nämlich ist nichts Anderes, als das erste Liebenswürdige, Erstrebenswerte, Vollkommene und Selbstgenügende; die Armut stellt dann die Materie dar, welche an und für sich des Guten bedürftig ist, von ihm erfüllt wird, nach ihm stets sich sehnt und zur Teilnahme zu gelangen sucht. Das aus diesem Geborne ist die Welt, Horus, der weder ewig, noch unveränderlich, noch unvergänglich ist, sondern stets geboren wird, und durch die Veränderung in seinem Zustande und durch die Umläufe sich stets neu und dadurch vor dem Untergange zu erhalten sucht.
** ) In der Theogonie, Vers 116.
** *) S. 203, oder Cap. 29, nach Ast’s Ausgabe. Vergl. dessen Note zu dieser Stelle.
98 auch in früheren Vorträgen dieselben Dinge ausgesprochen (über den Begriff der Liebe): Z.B. im Vortrag Berlin, 14. Mai 1912 in «Der irdische und der kosmische Mensch» (6. Vortrag), GA 133.
100 Fritz Mauthner, 1849-1923, Sprachphilosoph. Sein Hauptwerk: «Beiträge zu einer Kritik der Sprache», 3 Bände, Stuttgart, Berlin 1901 -1902. «Wörterbuch der Philosophie. Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache», 2 Bände, München, Leipzig 1910.
ich suche alle Wirkenskraft...: Gemeint ist das Wort aus Goethes «Faust» (I, Studierstube) «Schau alle Wirkenskraft und Samen und tu nicht mehr in Worten kramen».
ich habe einmal...einen Theologen gekannt: Mit größter Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den katholischen Theologen und Philosophieprofessor Laurenz Müllner (1848-1911), dem Rudolf Steiner in Wien im Kreise um Marie Eugenie delle Grazie begegnet ist. Siehe «Mein Lebensgang», GA 28, sowie «Vom Menschenrätsel», GA 20.
101 «Der Zopf, der hängt ihm hinten«: Bezieht sich auf folgendes Gedicht von Adalbert von Chamisso:
Tragische Geschichte.
’S war einer, dem’s zu Herzen ging, Daß ihm der Zopf so hinten hing, Er wollt’ es anders haben.
So denkt er denn: wie fang’ ich’s an?
Ich dreh’ mich um, so ist’s getan - Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Da hat er flink sich umgedreht,
Und wie es stund, es annoch steht - Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Da dreht er schnell sich anders ’rum, s’ wird aber noch nicht besser drum - Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Er dreht sich links, er dreht sich rechts,
Es tut nichts Gut’s, es tut nichts Schlecht’s, Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Er dreht sich wie ein Kreisel fort, Es hilft zu nichts, in einem Wort - Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Und seht, er dreht sich immer noch, Und denkt: es hilft am Ende doch - Der Zopf, der hängt ihm hinten.
103 Lou Andreas-Salome, Petersburg 1861-1937 Göttingen. Tochter eines deutschen Generals in russischen Diensten. Frau des Orientalisten F. C. Andreas, Freundin Nietzsches und Rilkes, Beziehungen zu Freud und zur Psychoanalyse. Schrieb Romane und Novellen.
in ihrem Buch über Nietzsche: «Friedrich Nietzsche in seinen Werken», 1894.
105 vor einiger Zeit den Appell an die Gesellschaft gerichtet: Siehe Seite 152.
Schopenhauer in seiner eigentümlich grobklotzigen Charakterisierung der Liebe: Arthur Schopenhauer, «Die Welt als Wille und Vorstellung», II, Ergänzungen zum vierten Buch, Kap. 44: «Metaphysik der Geschlechtsliebe». Diese Stelle wird auch inMauthners «Wörterbuch der Philosophie» im Artikel «Liebe» zitiert.
119 Ödipus-Dichtung in den Schriften der Psychoanalytiker: Siehe Hinweis zu Seite 72.
Texthinweise zum II. Teil
126 «In diesen Tagen sind es sieben Jahr»: Aus Rudolf Steiners Mysteriendrama «Der Hüter der Schwelle» (Worte Straders zu Theodora im 4. Bild).
129 Geschichte von der «soeur gardienne»: Bezieht sich auf das Drama von Edouard Schure «La soeur gardienne», mit dessen Einstudierung Rudolf Steiner im Sommer 1913 in München begonnen hatte, es aber aus Gründen der Überbelastung absetzen mußte.
132 Mary Peet Bivar: In Brüssel lebende Engländerin, langjährige Schülerin Annie Besants, schloß sich im Jahr 1910 an Rudolf Steiner an. Sie gründete 1912 in Brüssel den Johannes-Zweig, übersiedelte Mitte 1914 nach Basel, dann nach Arlesheim und setzte sich bis zu ihrem Tod 1927 unermüdlich aktiv für Rudolf Steiner und die Anthroposophie ein. Siehe Nachruf in «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht» Nr. 44 vom 30. Oktober 1927.
135 Max Asch, Dr. med. (f 1911), Mitglied der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft seit 1904. An der Generalversammlung des Jahres 1911 (10. Dezember 1911) widmete ihm Rudolf Steiner beim Gedenken der Toten die Worte:
«Einer dritten Persönlichkeit habe ich zu gedenken, die vielleicht für viele unerwartet schnell den physischen Plan verlassen hat; es ist unser liebes Sektionsmitglied Dr. Max Asch. In seinem viel bewegten Leben hatte er mancherlei zu überstehen, was es einem Menschen schwer machen kann, einer rein geistigen Bewegung nahe zu treten. Er hat aber zuletzt den Weg so zu uns gefunden, daß er, der Arzt, das beste Heilmittel für seine Leiden in der Pflege theosophischer Lektüre und Gedanken gefunden hat. Wiederholt hat er mir versichert, daß dem Arzte kein anderer Glaube in der Seele ersprie- ßen könne an irgendein anderes Heilmittel als dasjenige, was spirituell aus theosophischen Büchern kommen kann, daß er die theosophische Lehre wie Balsam in seinen schmerzdurchwühlten Körper strömen fühlte. Wirklich bis in seine Todesstunde pflegte er in diesem Sinne Theosophie. Und es war mir eine schwere Entsagung, als, nachdem dieser unser Freund dahingeschieden war, und mir seine Tochter schrieb, ich möchte einige Worte an seinem Grabe sprechen, ich diesen Wunsch nicht erfüllen konnte, da an diesem Tag mein Vortragszyklus in Prag seinen Anfang nahm, und es mir deshalb eine Unmöglichkeit war, dem theosophischen Freunde diesen letzten Dienst auf dem physischen Plane zu erweisen. Daß ihm die Worte, die ich hätte an seinem Grabe sprechen sollen, als Gedanken nachgesandt worden sind in diejenige Welt, die er damals betreten hatte, dessen können Sie versichert sein.»
Asch war u. a. mit Carl Ludwig Schleich befreundet, siehe hierzu Rudolf Steiners Vortrag Dörnach, 7. September 1924 in «Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge», Band IV, GA 238.
137 Episode... andrer Art als die gestrige: Vortrag Dörnach, 20. August 1915 «Episodische Betrachtungen über Raum, Zeit, Bewegung» in «Der Wert des Denkens für eine den Menschen befriedigende Weltanschauung. Das Verhältnis der Geisteswissenschaft zur Naturwissenschaft», GA 164.
150 zur Herbsteszeit verkündigt worden: Ansprache Berlin, 15. Dezember 1911 in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 264.
152 A useinandersetzungen, die ich seit Monaten gegeben habe: Gemeint sein dürften vor allem die Darstellungen über verschiedene Arten des Hellsehens, insbesondere über den Unterschied zwischen Kopf- und Bauch-Hellsehen. Siehe die beiden Vortragsreihen «Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung», GA 161, und «Kunst- und Lebensfragen im Lichte der Geisteswissenschaft», GA 162.
Erinnerung einer Teilnehmerin: Hilde Boos-Hamburger in «Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland», 17. Jg. Heft 1, Ostern 1963.
153 Michael Bauer, 1871 -1929. Leiter des Albrecht-Dürer-Zweiges in Nürnberg. Von 1913 bis zum Rücktritt aus Gesundheitsgründen 1921 im Zentralvorstand der Anthroposophischen Gesellschaft.
155 ein Arzt, in einem Brief: Es ließ sich nicht feststellen, um welchen Arzt und welchen Brief es sich gehandelt hat.
159 Es ist mit diesen unseren E.S.-Stunden seit dem Kriegsausbruch eine Pause gemacht worden: Siehe hierüber den Band «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 264.
165 vorgestrigen Vortrage: Vgl. Hinweis zu Seite 137.
167 würde z. B. über den «Faust» nicht gesprochen haben: Siehe die beiden Bände «Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes Faust», GA 272 und 273.
Robert Hamerling, 1830-1889, österreichischer Dichter.
172 eine Persönlichkeit: Alice Sprengel. Siehe Seite 125ff.
177 Brief, mit dem Frau Dr. Steiner...geantwortet hat: Dieser Brief ist nicht bekannt.
187 Laura Marholm (Pseudonym für Laura Hansson, geb. Mohr, 1854-1928). Schwedische Schriftstellerin, veröffentlichte Bücher in deutscher Sprache.
Marie-Madeleine (Pseudonym für M.M.von Puttkamer, * 1881). Erregte durch ihre Veröffentlichungen um die Jahrhundertwende, in denen sie für eine freie Erotik eintrat, Aufsehen.
Dolorosa (Pseudonym für Maria Eichhorn, * 1879). Dichterin und Romanschriftstellerin.
Margarete Beutler (eigentlich M. Friedrich-Freska, geb. Beutler, 1884-1949), schrieb unter dem Pseudonym Margit Friedrich soziale Lyrik und Erzählungen.
189 Julia Wernicke: Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, näheres nicht bekannt.
190 Fräulein Waller: Mieta Waller (Pyle-) (1883-1954). Von ca. 1907 an Freundin und enge Mitarbeiterin von Marie Steiner-von Sivers und Rudolf Steiner auf künstlerischem Gebiet.
Frau von Strauß: Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, näheres nicht bekannt.
NAMENREGISTER
(H = Hinweis / * = ohne Namensnennung)
Amann, Dr. 153, 155*?H
Asch, Max 135H
Bauer, Michael 153 H, 155, 184
Benedikt, Moritz 75 H
Beutler, Margarete 187H
Breuer, Joseph 66*H, 67H
von Chamisso, Adalbert 101*H
Dolorosa (Eichhorn, Maria) 187 H del Drago, Elika, Principessa d’Antuni
40*H
Ferenczi, Sandor 76 H
Freud, Sigmund 64ff., 66H, 69H, 72H,
81 ff., 83H, 84H, 118
Goesch, Gertrud 137, 146ff., 153
Goesch, Heinrich 46f-, 64ff., 137, 146ff., 153, 158, 171 f.
Goethe, Johann Wolfgang von 100* H, 167*H
Gräser, Gustav 27* H
Hamerling, Robert 167H
Homer 59 H, 61 f.
Kopernikus, Nikolaus 40H, 98
Lou Andreas-Salome 103 H
Marie-Madeleine (von Puttkamer, M.M.) 187H
Marholm, Laura (Hansson, Laura) 187H
Mauthner, Fritz 99ff., 100H
Müllner, Laurenz 100*H
Nietzsche, Friedrich 78H, 103
Peet, Mary 132f.H
Plutarch 97H
Riggenbach, E. 38*H
Rosenkreutz, Christian 146, 149
Schmiedel, Oskar 69 H
Schopenhauer, Arthur 101, 105 f.H
Schürf, Edouard 129* H
von Sivers, Marie (siehe auch Steiner, Ma
rie) 127, 129
Spinoza, Baruch 101
Sprengel, Alice 64ff., 107,126f., 128, 132, 149f.*, 153, 158, 172ff.*, 183, 190
Steiner, Marie (siehe auch von Sivers, Ma
rie) 13 lf., 150, 173 ff., 177H, 183, 190
Steiner, Rudolf (Werke):
Die Philosophie der Freiheit (GA 4) 89
«Die Philosophie Friedrich Nietzsches als psycho-pathologisches Problem» in Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit (GA 5) 78
Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung (GA 9) 47, 56, 100
Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (GA 10) 99
Die Geheimwissenschaft im Umriß
(GA 13) 114
von Strauß, Frau 190H
Swedenborg, Emanuel 49ff.H, 50H, 81 ff., 99
Vollrath, Hugo 47 H
Waller, Mieta 190H
Weismann, August 33*H
Wernicke, Julia 190H
ÜBER DIE VORTRAGSNACHSCHRIFTEN
Aus Rudolf Steiners Autobiographie «Mein Lebensgang» (35. Kap.} 1925)
Es liegen nun aus meinem anthroposophischen Wirken zwei Ergebnisse vor; erstens meine vor aller Welt veröffentlichten Bücher, zweitens eine große Reihe von Kursen, die zunächst als Privatdruck gedacht und verkäuflich nur an Mitglieder der Theosophischen (später Anthroposophischen) Gesellschaft sein sollten. Es waren dies Nachschriften, die bei den Vorträgen mehr oder weniger gut gemacht worden sind und die - wegen mangelnder Zeit - nicht von mir korrigiert werden konnten. Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn mündlich gesprochenes Wort mündlich gesprochenes Wort geblieben wäre. Aber die Mitglieder wollten den Privatdruck der Kurse. Und so kam er zustande. Hätte ich Zeit gehabt, die Dinge zu korrigieren, so hätte vom Anfänge an die Einschränkung «Nur für Mitglieder» nicht zu bestehen gebraucht. Jetzt ist sie seit mehr als einem Jahre ja fallen gelassen.
Hier in meinem «Lebensgang» ist notwendig, vor allem zu sagen, wie sich die beiden: meine veröffentlichten Bücher und diese Privatdrucke in das einfugen, was ich als Anthroposophie ausarbeitete.
Wer mein eigenes inneres Ringen und Arbeiten für das Hinstellen der Anthroposophie vor das Bewußtsein der gegenwärtigen Zeit verfolgen will, der muß das an Hand der allgemein veröffentlichten Schriften tun. In ihnen setzte ich mich auch mit alle dem auseinander, was an Erkenntnisstreben in der Zeit vorhanden ist. Da ist gegeben, was sich mir in «geistigem Schauen» immer mehr gestaltete, was zum Gebäude der Anthroposophie - allerdings in vieler Hinsicht in unvollkommener Art - wurde.
Neben diese Forderung, die «Anthroposophie» aufzubauen und dabei nur dem zu dienen, was sich ergab, wenn man Mitteilungen aus der GeistWelt der allgemeinen Bildungswelt von heute zu übergeben hat, trat nun aber die andere, auch dem voll entgegenzukommen, was aus der Mitgliedschaft heraus als Seelenbedürfnis, als Geistessehnsucht sich offenbarte.
Da war vor allem eine starke Neigung vorhanden, die Evangelien und den Schrift-Inhalt der Bibel überhaupt in dem Lichte dargestellt zu hören, das sich als das anthroposophische ergeben hatte. Man wollte in Kursen über diese der Menschheit gegebenen Offenbarungen hören.
Indem interne Vortragskurse im Sinne dieser Forderungen gehalten wurden, kam dazu noch ein anderes. Bei diesen Vorträgen waren nur Mitglieder. Sie waren mit den Anfangs-Mitteilungen aus Anthroposophie bekannt. Man konnte zu ihnen eben so sprechen, wie zu Vorgeschrittenen auf dem Gebiete der Anthroposophie. Die Haltung dieser internen Vorträge war eine solche, wie sie eben in Schriften nicht sein konnte, die ganz für die Öffentlichkeit bestimmt waren.
Ich durfte in internen Kreisen in einer Art über Dinge sprechen, die ich für die öffentliche Darstellung, wenn sie für sie von Anfang an bestimmt gewesen wären, hätte anders gestalten müssen.
So liegt in der Zweiheit, den öffentlichen und den privaten Schriften, in der Tat etwas vor, das aus zwei verschiedenen Untergründen stammt. Die ganz öffentlichen Schriften sind das Ergebnis dessen, was in mir rang und arbeitete; in den Privatdrucken ringt und arbeitet die Gesellschaft mit. Ich höre auf die Schwingungen im Seelenleben der Mitgliedschaft, und in meinem lebendigen Drinnenleben in dem, was ich da höre, entsteht die Haltung der Vorträge.
Es ist nirgends auch nur in geringstem Maße etwas gesagt, was nicht reinstes Ergebnis der sich aufbauenden Anthroposophie wäre. Von irgend einer Konzession an Vorurteile oder Vorempfindungen der Mitgliedschaft kann nicht die Rede sein. Wer diese Privatdrucke liest, kann sie im vollsten Sinne eben als das nehmen, was Anthroposophie zu sagen hat. Deshalb konnte ja auch ohne Bedenken, als die Anklagen nach dieser Richtung zu drängend wurden, von der Einrichtung abgegangen werden, diese Drucke nur im Kreise der Mitgliedschaft zu verbreiten. Es wird eben nur hingenommen werden müssen, daß in den von mir nicht nachgesehenen Vorlagen sich Fehlerhaftes findet.
Ein Urteil über den Inhalt eines solchen Privatdruckes wird ja allerdings nur demjenigen zugestanden werden können, der kennt, was als UrteilsVoraussetzung angenommen wird. Und das ist für die allermeisten dieser Drucke mindestens die anthroposophische Erkenntnis des Menschen, des Kosmos, insofern sein Wesen in der Anthroposophie dargestellt wird, und dessen, was als «anthroposophische Geschichte» in den Mitteilungen aus der Geist-Welt sich findet
Ich
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